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Purifizierte Nachrichten

Manchmal können Worte nicht ausdrücken was in der Welt schreckliches geschieht. Jedes Unglück, jeder Unfall, so viele schreckliche Schicksale. Sie alle werden in den Medien abgewatscht und durchdekliniert wie die Fieberkurve eines Aktienkurses, aber nie wird der Kern der Sache getroffen. Konsumiert und vergessen. Nichts gegen das Vergessen, das ist letztlich auch überlebensnotwendig. Schlimm, wenn man alles Unglück der Welt in sich kondensieren würde. Aber wie soll man wirklich verstehen, welche Ausmaße die Dinge haben.

Soma: 301 Tote – erstickt – aber Bitte nicht ohne Werbung

Kann auch nicht. Wie soll man das entsetzliche Leid der über 301 Toten beim Grubenunglück von Soma wirklich verstehen können. Wie viele Familien sind zerrissen, am Abgrund, von unsagbarer Trauer gezeichnet? So eine Tragik kann man nicht nachvollziehen, aber sie existiert. Und bei uns wird sie nur zu einem Teil des Nachrichten-Netzwerk-Werbe Geschachere. Ein Video der Rettungsarbeiten verziert mit Werbung für Handyverträge oder Butter. ,Danke keinen Appetit mehr.

Ukraine: MH17 – Ein Absturz hunderte verlorene Seelen

Irgendjemand, wer auch immer, hat auf einen Knopf gedrückt. Um Stärke zu zeigen, für eine nutzlose Sache. Einen Irrtum begangen und ein Ziviles Passagierflugzeug abgeschossen. Nun liegen sie da 298 Tote, kilometerweit verstreut in Felder, auf Dächern, auf Straßen. Über 80 Kinder, Freunde, Ehepartner, die Liebsten, Eltern, Verwandte. Ex-Freundinnen, Verlobte, Verliebte, Traurige. Menschen mit Geschichten. Menschen mit Zielen auf dem Weg in die Zukunft. In einen Konflikt gezogen, an dem Sie nur vorbeifliegen wollten. Von dem sie vielleicht nicht einmal wussten, dass es ihn gibt – geschweige denn worum es bei ihm geht.

Die kastrierten Bilder vom Unglück

Nun liegen Sie da, werden in Kühlcontainer gepackt und versteckt, damit bloß keiner herausfindet, welche Feige Sau zu viel (oder eher zu wenig) Testosteron im Blut hatte. Welche Ausmaße das ganze wirklich hat, mag man anhand von Trümmern nicht erkennen. Rauchsäulen wie an Silvester, verbrannter Rasen wie nach einem Osterfeuer? Solche Bilder tangieren kaum noch und lassen nicht im Ansatz erahnen, was für ein Leid dahinter steckt. Ich rate niemandem sich die Videos bei Liveleak anzuschauen, der darauf nicht vorbereitet ist, aber wer es tut, fühlt die Nähe des Todes, die Emotionen die das ganze Ausmaß menschlich machen. Gedärme und Gesichter, gibt es in unseren Medien nicht. Zum Schutz der Betrachter, wer hätte sonst noch Lust die Butter zu kaufen, die vorher beworben wird, bevor der Reporter die üblichen Floskeln in den Mund nimmt und von Tragik und Tot spricht.

Einerseits erscheint das auch sinnvoll, man will sich ja nicht das Hemd oder die Seele schmutzig machen. Aber letztlich ist es nicht die Wahrheit. Wer es aushält, sollte es tun, die Verwandten werden die sterblichen Überreste ihrer Liebsten im Zweifel auch identifizieren müssen,

Die Sterilität von Nachrichten macht uns blind. Ein Kommentar auf Liveleak bringt es passend auf den Punkt:

[…] The reason I say this is because with videos like this it’s an unflitching, gritty and entirely real look at this human tragedy. It’s not sanitized for the network news services and an often puritanical audience. As horrific and disturbing as it is to view the carnage, maybe it will inspire people to understand what collateral damage REALLY is, and how senseless the Ukranian conflict is. To view the world as truthfully and honestly as possible, including the emotional aspects as much as the facts, and then form and opinion. If you’re sitting there thinking, „Oh, this exploits the victims“ or „That wasn’t necessary“ or „Gore for the sake of entertainment“, etc., go fuck yourself and your prudish, naive outlook on life.

Posted By Panthera, July 2014

 

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